Logistik der Zukunft bei den Fehmarn Belt Days
WEISSENHÄUSER STRAND. Im Rahmen der logRegio-Session „Sustainable Transport and Mobility/Green Corridor“ der Fehmarn Belt Days 2021 war am 31. Mai auch der Feldversuch eHighway Schleswig-Holstein Thema bei der Frage nach der Logistik der Zukunft. Die Reinfelder Spedition Bode, Praxispartner des Feldversuchs, sprach über den Einsatz verschiedener alternativer Antriebsmöglichkeiten für den Schwerlastverkehr.
Oberleitungstechnologie mit erneuerbaren Energien
„Mit Blick auf die Klimaziele muss sich auch die Mobilität grundlegend ändern. Das hatten wir so noch nie“, erklärt Marc-Philipp Bode, Geschäftsführer Spedition Bode. Das Unternehmen will selbst frühzeitig neue Technologiealternativen ausprobieren und engagiert sich als Partner im Projekt eHighway Schleswig-Holstein, das elektrisch angetriebene Oberleitungshybrid-LKWs (OH-LKWs) als eine ergänzende Möglichkeit zum Transport auf der Schiene untersucht. Zu den acht Bereichen der Begleitforschungen gehört neben der Technik und den Auswirkungen auf die Umwelt auch die Wirtschaftlichkeit der Technologie, um neue Logistikkonzepte sowie Betriebs- und Betreibermodelle entwickeln zu können.
OH-LKW fahren auch abseits mit Strom
„Für unsere Untersuchungen betrachten wir die Fahrten und logistischen Prozesse, die die Spedition Bode im Pendelverkehr zwischen ihrem Lager in Reinfeld und dem Lübecker Hafen durchführt“, erklärt Matthias Bramme vom Forschungspartner Kompetenzzentrum LOGWERT der Hochschule Heilbronn und weist auf einen wichtigen Punkt hin: „Oberleitungshybrid-LKWs fahren unter der Oberleitung nicht nur mit Strom. Vielmehr laden sie hier während der Fahrt ihre Batterie auf, damit sie auch abseits der Teststrecke ohne Diesel fahren können. So kann Zeit gespart werden, weil Stopps zum Nachladen entfallen können.“ Gemeinsam mit dem Institutsleiter Prof. Dr. Tobias Bernecker und mit seinem Kollegen Jonas Speiser hat Bramme für die wirtschaftliche Bewertung der Oberleitungs-LKW eine Untersuchungssystematik entwickelt. „Wir analysieren die im Feldversuch erhobenen Daten zu Fahrtverlauf und -dauer, Geschwindigkeitsprofil, Zuladung, Verbrauch und Antriebsart und ergänzen sie mit weiteren Daten zu den Einsatz- und Vorhaltekosten der Fahrzeuge“, zählt er auf.
Ein Rechenschema, das die Heilbronner Forscher ebenfalls entwickeln, soll es Spediteuren ermöglichen, die Nutzung von herkömmlichen LKW und OH-LKW für ihre logistischen Anwendungsfälle zu vergleichen. Ziel ist eine vergleichende Kostenrechnung anhand von Stunden- und Kilometerkostensätzen. „Zum einen hätten Disponenten damit eine Entscheidungsgrundlage, welches Fahrzeug für den jeweiligen Auftrag eingesetzt werden soll“, erklärt Bramme, „zum anderen können die Daten Transportunternehmen bei der strategischen Frage unterstützen, wenn es um die Anschaffung neuer Fahrzeuge geht.“
Entscheidungsgrundlage für Politik und Logistiker
Für Unternehmer Marc-Philipp Bode ist die Teilnahme am Projekt ein Gewinn: „Wir investieren Arbeitszeit, erhalten dafür im Austausch mit den Wissenschaftlern der Hochschulen aber jede Menge Wissen über eine Technologie die unsere tägliche Arbeit zukünftig umweltfreundlicher gestalten könnte.“ Der Feldversuch in Schleswig-Holstein wird noch bis Ende 2022 durchgeführt und die erhobenen Daten mit den Ergebnissen der beiden anderen eHighway-Projekte ELISA in Hessen und eWayBW in Baden-Württemberg zusammengeführt. Gemeinsam wird so eine Grundlage für die Entscheidung geschaffen, ob, wie und mit welchen Rahmenbedingungen die Oberleitungstechnologie in Deutschland eingesetzt wird, um die CO2-Bilanz im Schwerlastverkehr auf der Straße zu verbessern.