Abbildung 1
Abbildung 2
19. Januar 2024

Oberleitungs-Lkw bei der Umweltbewertung vorn

KARLSRUHE. Im Oktober veröffentlichten das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), das Okö-Institut und das Institut für Energie und Umweltforschung gemeinsam den Abschlussbericht ihres Projektes BOLD. 

 

Sie kamen zu dem Ergebnis, dass vollelektrische Oberleitungs-Lkw (O-BEV) im Gegensatz zu alternativen Antriebsarten wie rein batterieelektrischen Lkw (BEV) den Vorteil der direkten und effizienteren Stromnutzung in Kombination mit kleinen Batterien besitzen. O-BEV schneiden im Technologievergleich nicht nur bei den Treibhausgasemissionen, sondern auch bei allen anderen Umweltauswirkungen am besten ab.  

 

In der Umweltbewertung wurden die CO2-Einsparpotentiale der möglichen Antriebstechnologien gegenübergestellt. Die Grafik 1 zeigt, dass vollelektrische Oberleitungs-Lkw die größte CO2-Minderungsrate (-62% im Vergleich zu Diesel-Lkw) aufweisen. Ein Lkw dieser Bauart wird seit November dieses Jahres durch den Praxispartner DHL / Deutsche Post auf dem eHighway Schleswig-Holstein getestet. Gefolgt wird der O-BEV in seiner CO2-Bilanz von den rein batterieelektrischen Lkw (-53%). 

 

Auch der Oberleitungs-Hybrid-Lkw (OH-Lkw) wurde hinsichtlich seiner CO2-Minderungseffekte bewertet. Das Forscherteam ging dabei von einem Oberleitungs-Streckenanteil von 65% aus und errechnete CO2-Minderungseffekte von -34%. Aktuelle Daten aus dem Feldversuch eHighway Schleswig-Holstein mit neueren Fahrzeugmodellen zeigen jedoch, dass die OH-Lkw eine entsprechende CO2-Einsparung schon bei deutlich geringeren Oberleitungs-Streckenanteilen erreichen können.  

 

Neben den CO2-Minderungspotentialen wurden im BOLD-Bericht weitere Umweltkriterien betrachtet und eine Gesamt-Umweltbilanz der unterschiedlichen Technologien aufgestellt (siehe Abbildung 2). Danach schneidet der vollelektrische Oberleitungs-Lkw bei allen Kriterien am besten ab. Zu diesen zählen neben den Treibhausgasemissionen außerdem der Indikator für die Energieeffizienz („Cumulative energy demand“ (CED)), die Versauerung (sie führt zum Beispiel zu vermindertem Pflanzenwachstum), die Eutrophierung (sie bedroht durch ein Überangebot an Nährstoffen die biologische Vielfalt) sowie die Feinstaubbildung (sie wirkt sich negativ auf die menschliche Gesundheit aus). Im Vergleich zu dem batterieelektrischen Lkw (BEV) machen sich die Unterschiede vor allem in den Bereichen Eutrophierung, Energieeffizienz und Feinstaubbildung bemerkbar, in denen der vollelektrische Oberleitungs-Lkw signifikant bessere Werte aufweist.